Samstag, 25. April 2009

Sumatra - Gruengruengruengruen

Unser letzter Tag in Georgetown, Malaysia, vergeht wie im Fluge: Die Visa fuer Indonesien bei der Botschaft abholen, ein Paket nach Hause aufgeben, ein letztes mal die e-mails checken und nochmal richtig lecker mit unserem Freund "BK" essen gehen. Dann bringt uns ein Taxi zum Flughafen und es heisst Abschied nehmen.



40 aufregende Minuten spaeter – wir fliegen durch ein heftiges Gewitter – landen wir in "Medan" auf "Sumatra". Das ist die groesste der Inseln des indonesischen Archipels, 2000 km lang und flaechenmaessig mit Frankreich zu vergleichen. Die sechstgroesste Insel der Erde. Von 1799 bis 1942 war Indonesien in hollaendischer Hand. Baustil und einzelne Woerter ("Handtuch") erinnern noch heute an die einstigen Kolonialherren. 100 Vulkane (davon sind 15 aktiv), fruchtbare Flusstaeler und dichter Dschungel kennzeichnen die sattgruene Landschaft.

Wir wohnen im "JJ Guesthouse", einem Familienbetrieb. "Agnes", die Chefin, ist eine aeltere Dame mit hollaendischen Vorfahren. Daher der Name. Sie erobert unsere Herzen im Sturm: "Herzlich Willkommen in Indonesien! Wir haben im Moment weder Strom noch Wasser aber dafuer kaltes Bier und hausgemachte Erdnussplaetzchen!"



Agnes kocht vorzügliche indonesische Küche für uns, die wir im Laufe der kommenden 6 Wochen noch sehr geniessen und schätzen werden.



Das "Ausloesen" der Motorraeder am Hafen von "Belawan" dauert keinen halben Tag ...





... und so koennen wir bereits am naechsten Tag mit Programmpunkt 1 starten. Um aber erst einmal richtig anzukommen und den Verkehr beobachten zu koennen, leisten wir uns einen Tagesausflug per Taxi zum "Gunung Leuser" Nationalpar,k um die dort ansaessigen Oran Utan zu sehen.

Tags darauf fahren wir suedlich durch Sumatra. Gemuetlich schlaengelt sich die schmale Strasse durch die Berge und Reisfelder. Alles ist sattgruen und waere was fuer’s Auge. Aber die Qualitaet der Strasse laesst sehr zu Wuenschen uebrig. Der reinste Flickenteppich, tiefe Schlagloecher, viel Verkehr und eine uneinsehbare Kurve nach der anderen.





Nach 8 Stunden im Sattel haben wir gerade einmal 240 km geschafft! Na, wenn das so weitergeht, brauchen wir sehr viel mehr Zeit als geplant und unser Ziel Australien rueckt noch weiter in die Ferne! Wenigstens aber finden wir eine nette Bleibe am "Danau Toba" und koennen zum Abschluss des anstrengenden Tages einen wunderschoenen Sonnenuntergang geniessen.

Danau Toba







Die naechsten beiden Tage fordern all' unsere Konzentration. Aber auch wenn wir was die Strasse angeht, immer wieder "indische Momente" haben, kann davon in den Doerfern keine Rede sein. Die Vorplaetze der Haeuser und Huetten sind blitzsauber. Abends wird gefegt und organischer Muell gleich an Ort und Stelle verbrannt. So viel Plastik und Verpackungsmuell wie in Thailand scheint hier nicht anzufallen. Muelleimer sind vorhanden und werden auch geleert.

Waehrend die Gegend um den "Danau Toba" christlich gepraegt ist, passieren wir heute fast ausschliesslich Moscheen. Baut ein Dorf gerade ein neues Gebetshaus, stehen auf der Strasse Leute mit grossen Kaeschern und sammeln Geld. Klingelbeutel auf muslimisch!







Die Landschaft bringt sämtliche vorstellbaren Grüntöne hervor.







Typischer Sumatra Baustil









Alltagsleben in der Stadt und auf dem Land





















Durian, schmeckt gut aber stinkt enorm.











Auch in Indonesien werden unsere treuen Wegbegleiter wieder in Hotellobbys und Wohnzimmern untergebracht.



Morgendlicher Menschenauflauf: sobald die Mopeds aus der Lobby auf die Strasse geschoben werden, sind wir die Attraktion!



Mittagspause in den Strassenrestaurants





Der Verkehr erinnert an Indien, jeder Zentimeter Platz wird ausgenutzt.





Indonesische Tankstelle



Das verdiente Feierabendbier nach einem langen Fahrtag.



Die Kleinstadt "Bukittinggi" liegt auf etwa 1500m Hoehe. Dort ist es herrlich kuehl: nur um die 30 Grad C! Die Einheimischen finden’s kalt und tragen beim Fahren Daunenjacken, Muetzen und Handschuhe.

Fuer uns ist es die reinste Erholung gegenueber den schwuelen 40 Grad C, die uns mittags am Aequator empfing.

"Bukittinggi" ist ein nettes Staedtchen, in dessen Umgebung es viele Sehenswuerdigkeiten der "Minangkabau–Kultur" gibt. Einige davon wollen wir am naechsten Tag besichtigen.





Clocktower "Jam Gadang"





Hierzu benötigt man mit Sicherheit viel Muße.



Nach dem Fruehstueck laufen Elmar, Joerg und Annette (Bjoern muss arbeiten) los, um sich ein Taxi zu organisieren. Wir wollen an keiner organisierten Tour teilnehmen und auch nicht selbst fahren. In die zaehen Verhandlungen mit dem Taxifahrer schaltet sich eine junge Frau ein. Sie koenne uns weiterhelfen, wolle aber vor dem Taxler nichts weiter sagen. Also verabreden wir uns auf der gegenueberliegenden Seite des Platzes. Dort bietet sie uns ihren Mann als Fahrer an. Der Preis stimmt, das Auto ist komfortabel, also stimmen wir zu.

"Dony" spricht wenig Englisch, aber mit Haenden und Fuessen koennen wir uns schon verstaendlich machen. In "Batu Sangkar" steigt "Amoy" zu. Diese junge Dame hat uns ein amerikanischer Gast aus unserem Hotel empfohlen. Sie liebt Motorraeder, verdingt sich als Motorradtaxlerin und gelegentlich auch als Reiseleiterin und hat ein Mordstemperament. Gemeinsam mit ihren aelteren Geschwistern ernaehrt sie die Familie und sorgt dafuer, dass die Kleinen eine bessere Ausbildung bekommen, als die Grossen. Nun lernt sie Japanisch, um sich in Japan um einen Job bewerben zu koennen.

Dony und Amoy



Zuerst gehen wir gemeinsam Mittagessen. Es gibt die sog. „Reistafel“: Jeder erhaelt einen Teller voll Reis. Dazu werden in kleinen Schaelchen diverse Gerichte gereicht. Bezahlt wird nur, was auch gegessen wurde. Haetten wir das gewusst! Wir glauben, anstandshalber von allem wenigstens probieren zu muessen! Es ist aber auch alles richtig lecker.



Wir erfahren, dass der beruehmte Koenigspalast im vergangenen Jahr abgebrannt ist und nun wieder neu aufgebaut wird. Na, dann brauchen wir dort schon mal nicht hin!

Stattdessen zeigt uns "Amoy" ihre Heimat. Die abgelegenen Doerfer rund um "Bukittinggi". Eh viel authentischer.

















Im Dorf "Balimbing" finden sich noch viele der traditionellen Haeuser. Besondere Kennzeichen sind das geschwungene Dach und der schiffsgleiche Rumpf.

















Amoy ist eine verrückte Nudel



"Amoy’s" Lieblingsplatz ist der "Lake Singkarak". Die Aussicht ist herrlich und erinnnert an den Thuner See oder den Tegensee!







Zurueck in "Bukittinggi" sollen wir noch mit in "Dony’s" Souvenirshop kommen. Wir denken, dass wir nun sicher etwas kaufen sollen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wir bekommen jeder ein Souvenir geschenkt!



Weiter ghet es Richtung Süden. Nein, das ist nicht der Tegernsee, wir sind immer noch auf Sumatra.







Frisches Obst an der Strasse.



Die Waldbrände auf Sumatra machen Malaysia zu schaffen wenn der Wind aus Westen weht.



Nelken zum Trocknen ausgelegt. Bestandteil der indonesischen "Kretek"-Zigaretten.



"Banko" und der "Riders Family Club"

Inzwischen stehen wir frueh auf und sehen zu, dass wir um spaetenstens 8 Uhr im Sattel sitzen. Um 18 Uhr geht die Sonne unter – da bleibt nicht viel Zeit! Nach einer erfolgreichen Tagesetappe auf ausnahmsweise schnurgerader Strecke erreichen wir kurz vor "Bieruhr" die Stadt "Banko". Dort liest uns "Ucie", ein Mitglied des oertlichen Motorradclubs, auf ...



... und hilft bei der Quartiersuche. Mit Hilfe der Hotelangestellten verabreden wir uns fuer 19 Uhr zum Abendessen. Aber bereits um 18 Uhr, wir sind gerade beim Bier, taucht der Rest der Truppe auf. Fotos werden gemacht, Sticker werden gegen Visitenkarten getauscht und Fachwissen wird an den Mann gebracht. So viel Begeisterung ueber unseren Besuch ist wirklich ruehrend! Sogar der Polizeichef von "Banko" - seines Zeichens Goldwingfahrer - gibt uns die Ehre!







Annette und Ucie



"Langhaarade Bombnleger"



Von ihm und seinem indonesisch/deutschen Freund "Vicko" bekommen wir noch wertvolle Tipps fuer die weitere Strecke. So raten sie von der Kuestenstrasse ab: zu viele Strassenpiraten – auch tagsueber! Ueberhaupt sei der kommende Streckenabschnitt nicht ungefaehrlich und man muesse genau ueberlegen, wo man uebernachten kann, und wo besser nicht. Ach herrrje! Das bedeutet fuer uns: entweder morgen eine kurze Etappe und in "Lubuk Linggau" uebernachten oder eine Monsteretappe von 10 Stunden und es bis nach "Bandar Lampung" schaffen.

Ausserdem erfahren wir, dass in der Region um "Banko" Eisenerz und Kohle abgebaut werden. Aha, das haben also die gruenen LKWs transportiert, die wir heute ueberholt haben und deshalb war auch die Strasse so gut ausgebaut!

Am naechsten Morgen regnet es in Stroemen. Das bedeutet, dass wir die geplante Monsteretappe unmoeglich schaffen werden und ebensogut erst spaeter losfahren koennen. Um 11 Uhr sitzen wir schliesslich auf. Etwa 100 km weiter, will uns ein Scooter mit zwei jungen Maennern stoppen. Wir sind skeptisch, wollen erst nicht anhalten. Aber dann schwant uns, dass es sich hier womoeglich um einen weiteren Motorradclub handelt. Und richtig – die Jungs hier waren von ihren Freunden aus "Banko" benachrichtigt worden. Sie laden uns in ihr Clubhaus ein. Das ist ein leeres Haus, ausgelegt mit Strohmatten, wo sich die Jugendlichen treffen und abhaengen. Die Freude bei den Clubmitgliedern ist gross! Wieder Fotos, Fragen und der Austausch von Souvenirs (zum Glueck haben wir noch Passbilder...). Aufkleber waeren besser, haben wir aber nicht. Wir sind ja auch nicht in einem Club organisiert. Das verraten wir aber nicht ...









Dann werden wir noch bis zur Ortsgrenze eskortiert. Heftig gestikulierend zeigen sie dem restlichen Verkehr an, langsamer zu fahren. Annette fuehlt sich wie die "Queen" hoechstpersoenlich! Gut, dass es am Morgen geregnet hat! So konnten wir uns fuer dieses nette Erlebnis Zeit nehmen!

Als Bjoern, Joerg und Annette abends nach einem Internet-Cafe suchen, erklingt wieder das bereits wohlbekannte "Hello Misterrrrrr!". Egal, wo man vorbeigeht, ueberall gruessen die Menschen freundlich und im Gegensatz zu manch anderen Laendern, kommt es hier wirklich von Herzen. So lernen wir die Geschwister "Ahmad und Vivin" kennen. Sie sprechen uns auf der Strasse an und koennen es gar nicht fassen, dass sich echte Touristen in ihren Heimatort "verirrt" haben! Die kennen sie bisher nur aus dem Fernsehen!

Elmar fuehlt sich nicht gut und so legen wir zwei Pausetage ein, die allen gut tun.
Wir sind die Attraktion in der Stadt. "Ahmad und Vivin" sehen jeden Tag nach uns , bringen Spezialitaeten und Geschenke vorbei und zeigen uns ihren Lieblingsplatz am Stauwehr. Dass sich Menschen so freuen koennen!

Auf der Weiterfahrt nach "Batujaya" aendert sich der Baustil. Die Holzhaueser sind zur Strasse hin schmal, aber sehr lang und haben tiefgezogene Walmdaecher. Kuehe, Ziegen und Huehner laufen munter kreuz und quer ueber die Strasse.

Viele Menschen hier moegen mit wenig auskommen muessen, aber tiefste Armut und Verwahrlosung konnten wir noch nicht entdecken. Vielleicht liegt das an der derzeitigen Regierung. "Amoy" erzaehlte, die Menschen seien zufrieden. Die Steuergelder wuerden in das Land reinvestiert und landen nicht im Saeckel korruputer Beamter – zumindest der Grossteil davon.

Beim Mittags-Boxenstopp in "Bandar Lampung".



Ein Freundlicher Indonesier hilft uns beim Bestellen und gibt uns seine Handynummer – falls wir Hilfe brauchen sollten. Wow!

Überfahrt von Sumatra nach Java





Klimaanlage









Vertrauenserweckender Blick in die Tiefe



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