Samstag, 11. Oktober 2008

Shiraz - Stadt der persischen Poeten und Blumen

Am Ortseingang bitten wir einen Taxifahrer, uns zur angegebenen Adresse zu fuehren. Aber sein Preis scheint uns zu hoch. Schliesslich findet sich ein junger Mechaniker ein. Er muss sowieso in diese Richtung und verlangt nur die Haelfte. Na also, geht doch! Wir werden schon freudig erwartet und sehr herzlich empfangen. Mosaieb, Koobra, Nilofar und Nagen sind eine muntere, offene Familie. Auch eine weitere Tante und Onkel Razol sind da. Von Hotel ist keine Rede, wir bekommen das Zimmer der Maedchen. Keine Widerrede!



Nach dem Abendessen fahren die Maenner sicherheitshalber zum Krankenhaus. Elmar bekommt eine Tetanusspritze, wird mit Antibiotika- und Schmerztabletten versorgt und die Finger werden professionell gereinigt und verbunden. Den Rest des Abends ist Fussball Thema Nummer eins.

Das Krankenhaus- Team



Mosaieb und Koobra nehmen uns wie eigene Kinder auf. Sie verwoehnen uns nicht nur mit leckerem Essen (3 mal am Tag!!!, wir werden regelrecht gemaestet, erleben aber so die traditionell iranische Kueche...),



sondern sorgen auch dafuer, dass wir unsere Visa verlaengert bekommen und die Sehenswuerdigkeiten in und um Shiraz besuchen koennen. Shiraz ist als die Blumen- und Buecherstadt bekannt. Die beruehmtesten Poeten Persiens liegen hier begraben: Hafez und Sadi. Es gibt zahlreiche Parks und gepflegte Gruenanlagen.

Am Grab von Havez: Kinder wie alte Leute verehren die Poeten aus Shiraz, stehen bedaechtig an deren Graeber und zitieren deren Gedichte.







Am Grab von Sadi.



Beeindruckend sind die Regent's Moschee,




der Basar Vakil mit Karavanserei











und die Festung mit einer interessanten Fotoaustellung ueber das Shiraz von annodazumal.
Ein Eckturm der Festung bereitet der Tourismus- Behoerde von Pisa schlaflose Naechte ....



Im Hammam der Festung.



Auch in Shiraz hat es viele Quanats.



Am Quran Tor, dem Eingang nach Shiraz: Joerg, Razol (nein, das ist nicht Ahmadinedschad) und Mosaieb (Papa Baer).



Am Freitag (Freitag ist im Iran Wochenende und somit frei) unternehmen wir einen klassischen iranischen Familienausflug. Um sechs Uhr wird aufgestanden, kleines Fruehstueck und dann ab ins Auto - zu siebt!!!

P-Pause auf dem Weg nach Shapur: Nilofar und Nagen



Wir fahren ins 150 km entfernte Kazerun, wollen dort die Ruinen von Koenig Shapurs Palast besichtigen und schliesslich Picknick machen. Razol kommt mit dem Bus nach. Er zeigt uns sein Elternhaus – es ist 100 Jahre alt und dient der Familie nun als Wochenenddatscha. Das beeindruckenste an den Ruinen von Shapur ist der Tempel. Hier wurde um Wasser und Rind gebeten. Ein ausgekluegeltes System fuehrte das Frischwasser in den Tempel hinein, Brauchwasser hinaus.





Gegenueber am felsigen Steilufer eines Flusses, bewundern wir die in den Fels gehauenen Reliefs. Sie zeigen Szenen aus Shapurs Regentschaft.





Dann fahren wir zu einem Park. Hier entspringt eine Quelle. Zahlreiche Familien haben sich zum Picknick eingefunden, die Kinder baden im Wasser. Auch einige Erwachsene – in voller Montur!





Wir breiten unseren Teppich aus, leihen uns einen Grill, bestuecken die Spiesse mit Haehnchenfleisch und schon brutzelt der Kebap ueber den gluehenden Kohlen.





Dazu gibt es Salat, Brot und "doogh". Danach Tee und ein Mittagsschlaefchen bzw. einen kleinen Rundgang. In der benachbarten Moschee wird nicht nur gebetet. Einige haben sich hierher zum Schlafen zurueckgezogen, junge Maedchen laden ihre Handys und unterhalten sich ungeniert.
Zurueck an unserem Platz erleben wir noch einen Streit unter Frauen: TV-reifes Weibergekreische auf iranisch – herrlich!

Abends kommen die Cousins vorbei und wir spielen UNO. Wir konnten den Fankreis erweitern. Alle spielen mit Begeisterung und sind ganz verrueckt danach. Wer verliert muss zu iranischer Bandari-Musik tanzen! Wir spielen um unser Leben!



Elmars Fingern geht es den Umstaenden entsprechend gut. Er kat kaum Schmerzen und die Finger beginnen langsam zu heilen. Also ziehen wir am naechsten Tag alleine los. Mit den Motorraedern fahren wir nochmal zurueck nach Persepolis um die Graeber des Darius und Xerxes zu sehen. Viele Tourbusse mit deutschen Touristen (die Bilder sind im Persepolis Post).

Am fruehen Abend sind wir bei einer weiteren Tante zum Tee eingeladen. Die halbe Familie ist da, mindestens 20 Leute! Und immer wieder werden wir gefragt, wie man ein Visum fuer Deutschland bekommt. Viele wollen kommen um zu arbeiten oder zu studieren. Letzteres ist schwierig, da es scheinbar keine gefoerderten Austauschprogramme gibt und die meisten sich ein Studium in Deutschland nicht leisten koennen. Wir haben viele junge Leute kennengelernt, die sich die deutsche Sprache nur ueber Lehrwerke angeeignet haben und wirklich gut sprechen. Ein Jammer, dass sie in ihrem eigenen Land so wenige Chancen auf gute Jobs haben und wegen der schlechten politischen Beziehungen ihres Landes von dort aber auch nicht wegkoennen.

Unser letzter Tag gehoert ganz dem Ausruhen und Geniessen eines weiteren leckeren Essens – gekocht vom Hausherrn persoenlich - "Kingfish".



Annette nutzt die Gelegenheit und schreibt Texte fuer den Iran-Blog, Elmar ist mit Razol in Sachen Musik unterwegs und Joerg geniesst das Nichtstun.

Der Abschied morgen wird uns allen sehr schwer fallen. Andererseits sind wir nun auch neugierig auf die VAE un den Oman und was uns dort erwarten wird. Und natuerlich auf das Paket aus Deutschland! Jetzt heisst es nur noch die letzte Huerde zu nehmen und ohne viel Scherereien mit dem Zoll einen Platz auf der Faehre zu bekommen, falls es diese ueberhaupt gibt...

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