Samstag, 11. Oktober 2008

Teheran - 12 Millionenmetropole und Verkehrsmoloch

Obwohl die Schnellstrasse gut ausgebaut ist, empfinden wir die Fahrt nach Tehran als sehr anstrengend. Der Verkehr ist extrem dicht, die Luft entsprechend schlecht. Am Autobahnende sind wir mit Mahmut verabredet. Er hat viele Jahre in Deutschland (Koeln) gearbeitet und spricht gut deutsch. Dennoch gibt es ein Missverstaendnis und so leitet er uns nicht um 17 Uhr sondern erst um 22 Uhr durch den naechtlichen Verkehr zu seiner Wohnung in Tehran Pars. Die Wartezeit verbringen wir zunaechst am Strassenrand, dann auf einem bewachten Parkplatz. Die Waerter dort versorgen uns mit Getraenken, Abendessen und Suessigkeiten und sorgen dafuer, dass wir nicht von Einheimischen "belaestigt" werden (sie moechten doch nur ein Foto mit den Mopeds...).





Die naechsten Tage kuemmert sich Mahmut ruehrend um uns und wir fuehlen uns schnell wie zuhause (Irans sauberste Toilette, gutes Essen, deutsches Fernsehen, kein Kopftuch, …).



Von Tehran sind wir – ausser dem Verkehrschaos – positiv ueberrascht. Die Stadt wirkt trotz ihrer 12 Millionen Einwohner sehr gepflegt und gruen. Wir wollen versuchen einen neuen Motorradreifen zu bekommen und Mahmut telefoniert moegliche Haendler ab. Schliesslich fahren wir direkt zu BMW, aber der angebotene asiatische Reifen ist uns zu teuer (250 US Dollar), ausserdem muessten wir eine Woche darauf warten. Schade, aber immerhin gibt es eine Tasse leckeren Filterkaffee – herrlich!



Auch als Reisefuehrer macht sich Mahmut gut. Wir spazieren um das Azadi Denkmal (2500 Jahre Persisches Koenigreich),



fahren Metro,



duerfen die Baustelle des Milad Tower besichtigen,



gehen im Bazar Mittagessen (ein echtes Erlebnis!)



und erleben bekennende Muslime im Mausoleum des Ayatollah Khomeini. Die Anlage ist riesig. Vier, je 91m hohe Tuerme (so alt wurde er), flankieren eine goldene Kuppel. Die Eingaenge zum Schrein werden gerade neu und sehr aufwendig gestaltet. Das Innere ist sehr nuechtern gehalten und erinnert eher an ein Eisstadion, als an eine Pilgerstaette.





Draussen auf dem Parkplatz haben sich Familien zum Picknick niedergelassen. Manche haben ein Zelt aufgestellt und werden ueber Nacht bleiben. Das ist im Iran durchaus ueblich. Besonders am Wochenende (Do auf Fr) sieht, man vieler solcher Zelte in oeffentlichen Anlagen oder rund um Sehenswuerdigkeiten herum stehen. Zum Uebernachten braucht es ausser dem Zelt nur einen Teppich, ein Kissen, eine Decke, einen Kocher fuer das Teewasser und natuerlich eine Wasserpfeife.



Im Bazar von Tehran wird so zeimlich alles verkauft.

Limonen



Pistazien



Walnuesse





Diese huebschen Einnaeher wandern dann in die billigen Klamotten aus China und Indien.



Diese jungen Maenner sind fuer das Zustellen der Waren innerhalb des Bazars verantwortlich.



Dieser Geschaefts- Mannn ist fuer die Mittagspause zustaendig.



Dieser Ordnungshueter passt auf, dass das allgemeine Verkehrschaos in geregelten Bahnen ablaeuft.



Und fuer was diese zwei Spassvoegel zustaendig sind, wissen wir nicht.



In Tehran gibt es nur eine Verkehrsregel: Es gibt keine Verkehrsregeln!

Aus 3 Spuren werden 6, auf Autobahnen kommen einem Pferdefuhrwerke und Mofas entgegen,



2-4 Personen auf einem Mofa sind Standard (ohne Helm sowieso, Saeuglinge im Arm nicht mitgezaehlt), Rote Ampel & Einbahnstrasse sind Fremdwoerter, ..... Smog leider nicht.


 
Alles was sich bewegt wird zum transportieren verwendet ....



.... und alles was sich bewegt oder nicht bewegt wird tranportiert.









Dabei stellt sich oft die Frage: "Wer bewegt oder transport hier eigentlich was?"







Ueberall an den Haeuserwaenden sieht man Bilder von gefallenen Soldaten des Iran - Irak Krieges (1980 - 1988). Initiiert von der islamischen Regierung um den Patriotismus zu foerdern und die Motivation zu steigern. Jeder gefallene Soldat ist ein Maertyrer des Schiismus und kommt somit in den Himmel. 



Doppelte Staatsbuergerschaft fuer KFZ?



Mahmut unternimmt mit uns mehrere Ausfluege:

In die nahegelegenen Parks mit Aussichten ueber Tehran und den Milad Tower, 





zu oeffentlichen Fitnessanlagen,



zu Gotteshaeusern,



zu seinem Freund Seyed und seiner KFZ Werkstatt (mal ehrlich, da hat jeder von uns eine umfangreichere Ausstattung im Hobby- Bastel- Keller),



auf das Hausdach, wo sich unzaehlige dieser verbotenen Schuesseln verstecken, mit denen man so wunderbar deutsche Nachrichten und Bundesliga empfangen kann.



Mahmut waechst uns in diesen Tagen richtig ans Herz, aber nach vier Naechten heisst es Abschied nehmen. Schliesslich haben wir nicht unbegrenzt Zeit. Ende Oktober laeuft das Visum aus und es gibt noch viel zu sehen. Unser naechstes Ziel ist Esfahan.

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