Dass wir einmal gern Autobahn fahren wuerden, haetten wir in unseren kuehnsten Traeumen nicht gedacht. Haben wir in der Tuerkei die Autobahn gemieden, sind wir hier froh, dass es sie gibt, bedeutet es doch deutlich entspannteres Fahren. Nach einem langen Fahrtag erreichen wir bei Einbruch der Dunkelheit Esfahan.
Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft gehoeren im Iran zum guten Ton. Wenn man also einmal nicht weiter weiss, kein Problem: einfach mit den Mopeds zentral irgendwo hinstellen und warten. Von Warten kann aber gar nicht die Rede sein, denn noch nicht abgestiegen bzw. den Helm abgenommen, sind wir schon von einer Traube Einheimischer umgeben, die uns ihre Hilfe oder ihr Zuhause anbieten.
Wir halten also an einer guenstigen Stelle an und sofort finden sich die Besitzer der umliegenden Geschaefte und Werkstaetten ein. Wir beantworten die gaengigen Fragen (Where are you from? What is your name? How do you like Iran? Where have you been so far? How much is your motorbike? …) und bitten dann darum, unsere Freunde anzurufen. Eine halbe Stunde spaeter sind Mani und Dara zur Stelle und wir folgen ihnen zu Manis Zuhause.
Als die Motorraeder sicher bei der Schwester im Hof abgestellt sind, erwartet uns Ali Lotfi, das Familienoberhaupt, zu einem kleinen Imbiss. Vorher bekomme ich von den Jungs noch ein paar Tipps bzgl. Verhalten, denn Lotfi Senior ist bekennender Muslim und Fundamentalist (wie seine Kinder sagen...), also Kopftuch und auf keinen Fall die Hand geben!
Mani stellt uns sein Reich im Souterrain zur Verfuegung, wir richten uns ein und duschen uns den Strassenstaub vom Leib. Spaeter kommen Geschwister, Freunde und Nachbarn zum Essen herunter. Manis Mutter hat einen leckeren Linseneintopf gezaubert, dazu gibt es Berge von Reis, Brot und Dogh, ein Jogurtgetraenk aehnlich dem Tuerkischen Ayran. Noch lange sitzen wir an diesem Abend in geselliger Runde zusammen und verstaendigen uns radebrechend aber erfolgreich auf Englisch.
Am naechsten Tag sind Dara und Mouriss unsere Reisefuehrer. Per Taxi und pedes geht es kreuz und quer durch die Stadt.
Joerg wird noch von der lokalen Presse um seine Meinung gebeten.
Auf dem Basar findet man noch alle moeglichen traditionellen Handwerksberufe.
Kupferschmiede,
Miniaturmaler
sowie Fliesenklopfer fuer die unzaehligen und beeindruckenden Mosaike.
Auch der naechste Tag hat zunaechst nichts Gutes zu bieten. Gemeinsam mit Dr. Behnam (Spitzname), seinem Begleiter Xander (der junge Mann spricht etwas deutsch) und Mani ziehen wir von Bank zu Bank und Wechselstube zu Wechselstube, um doch noch an Bargeld (Euros oder Dollars) zu kommen. Leider vergeblich. Die Euro benoetigen wir zur Sicherheit um die Faehre von Bandar-e Abbas nach Dubai bezahlen zu koennen. Wir sind naemlich urspruenglich in unseren finaziellen Planungen davon ausgegangen, diese mit Kreditkate zahlen zu koennen. Hier kann uns aber wiederum niemand zuverlaessige Auskunft geben und wir kommen immer mehr zu der Einsicht, dass bargeldloser Zahlungsverkehr im Iran ueberhaupt nicht moeglich ist. Doch dann bekommen wir einen Tipp und nach gut drei Stunden haben wir - gegen 15 % Aufschlag - 500 Euro in der Tasche und das, ohne dem rettenden Engel eine Sicherheit hinterlassen zu koennen ... Wahnsinn, oder? Der Iran und seine Menschen sind immer wieder fuer eine Ueberraschung gut! Viele hier sind mit der Politik der Regierung unzufrieden und versuchen sie zu hintergehen. So auch dieser Mann. Sobald wir in den VAE sind, werden wir den Betrag dem dortigen Partnerbuero zurueckzahlen. Uns faellt ein Stein vom Herzen!
Unsere Meinung: Schwarze Schafe gibt es ueberall und wir fuehlen uns in der Tuerkei und im Iran wesentlich sicherer als in manchen deutschen, italienischen oder franzoesischen Grossstaedten. Genau genommen unterstellt die Polizei, dass alle Buerger Esfahans potentiell kriminell veranlagt seien. Tatsache aber ist, dass diese unsere Freunde, die potentiellen Kriminellen, einspringen und uns aus der misslichen Lage helfen, die uns die oertliche Polizei, unser Freund und Helfer, quasi eingebrockt hat. Absurd! Und das ist gewiss: Waeren wir mit dem Taxi zum Hotel gefahren, haetten wir sicherlich beim Taxifahrer zu Hause uebernachten koennen. Ganz unkompliziert, nachts um 2 Uhr. Das ist Iran!
Wenigstens erreichen wir am naechsten Morgen nach einigem hin und her, dass wir die Nacht nicht bezahlen muessen.
Wir bedanken uns bei der Hausherrin mit einem Blumenstrauss. Eigentlich wollten wir in dem Blumenladen nur eine Hand voll Blumen. Nach einer halben Stunde Wartezeit und 5 Euro aermer koennen wir dann dieses Prachtexempler ueberreichen.
Wir stellen noch einen typischen Viersitzer nach, wie man ihn tagtaeglich auf den iranischen Strassen beobachten kann. Alles immer "No Problem".
1 Kommentar:
Liebe Annette, Jörg und Elmar,
wir verfolgen mit Interesse und Spannung Eure Abenteuer und freuen uns, daß Ihr gerade im Iran viele schöne Erlebnisse habt.
Falls Euch der Weg auch nach Shiraz führt, empfehlen wir unbedingt einen Besuch am Grabmal des berühmten persischen Dichters HAFEZ. Dort findet Ihr gelehrte Männer, die auf Wunsch seine Gedichte im Original rezitieren. Auch wenn Ihr nicht alles verstehen könnt, ist die Stimmung an diesem Ort -besonders am Abend, wenn die Sonne sinkt und die Nachtigallen singen- eine ganz besonders romantische (selbst erlebt)!!!
Weiterhin alles Gute wünschen
Inge & Parvis
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