Sonntag, 7. Juni 2009

Auf ins Outback: Sand, Staub und Wassermangel

Auf dem "Stuart Highway" geht es in Richtung Sueden. Im Gegensatz zu 1995 ist die Strecke heute asphaltiert und es hat entsprechend viel Verkehr. Die entgegenkommenden Camper sind meist Senioren aus dem Sueden, die es in den warmen Norden zieht. Haben wir in Indonesien die Tagesetappen nach Uebernachtungsmoeglichkeiten gewaehlt, so planen wir nun rund um Trinkwasser, Benzin und Lebensmittel. Schlafen koennen wir ueberall.

Das mit dem Benzin ist schon schwieriger. Viele junge Ureinwohner sind schnueffelsuechtig. Deshalb wird an den Tankstellen hier im Norden hauptsaechlich "unsniffable" Benzin angeboten, das sog. "Opal". Es ist zwar weniger gesundheitsschaedlich, aber auch weniger gut fuer Motor und Ventile.

Outback-Tankstelle



Bei "Kathrine" biegen wir für kurze Zeit nach Westen, auf den "Victoria Highway" ab, nach etwa 150 Kilometern dann Richtung Sueden, auf den "Buntine Highway". Unser Plan ist es, quasi parallel zum "Stuart Highway" durch das Hinterland zu fahren und beim "Rabbit Flat"-Roadhouse schließlich auf den "Tanami Track" zu stossen.

Von Anja und Holger haben wir von der Aboriginal Community "Lajamanu" gehoert. Gern wuerden wir hier einige Tage bleiben und einen Einblick in das Leben der Ureinwohner von heute bekommen. Aber bei der fuer die Genehmigung zustaendigen Behoerde in "Darwin" heisst es, dass wir mit mind. 3 Wochen Wartezeit rechnen muessen. Wir beschliessen an unserem Plan festzuhalten. Dann eben ohne Aufenthalt in "Lajamanu".

Die Landschaft entlang der Strasse laesst sich in etwa so beschreiben: kniehohes, vertrocknetes Gras, spaerliche Gruppen von Laubbaeumen (meist "Ghost Gum"), ...



... mannshohe Termitenbauwerke, ...





... mal brauner, mal roter Sand, mal weite Ebenen, mal huegeliges Buschland ...



... und Hinweisschilder auf entlegene Farmen.



Ausserdem weidende Vieherden, die panisch davongaloppieren, wenn wir uns naehern. Da haben die indischen Kuehe nicht mal mit der Wimper gezuckt!







Das Fahren ist sehr entspannend. Ab und zu ein Kurve, wenig Verkehr. Absolute Stille und ewige Weite. Da kann man herrlich die Gedanken schweifen lassen. Auch als Fahrer.









Die Polizei, dein Freund und Helfer



In "Top Springs" tanken wir Benzin und Coca-Cola. Die sog. "Roadhouses" bieten den vollen Service: sie sind Tankstelle, Tante-Emma-Laden, Imbiss, Motel und Pub in einem. Es bedient uns Mirjam, eine Hollaenderin. Sie kam mit dem Fahrrad von Europa und verdient sich hier die notwendigen Dollars fuer die Weiterreise. Respekt!

Kurz vor "Kalkarindji" machen wir Feierabend. Ein geeigneter Platz ist schnell gefunden und das obligatorische Lagerfeuer vertreibt die laestigen Fliegen.



Unsere erste richtige Nacht im "Outback"!



Am naechsten Morgen verlassen wir den Asphalt und machen erste Erfahrungen mit einer "Gravel Road" bzw. "Dirt Road".





Es dauert ein paar Kilometer bis sowohl Elmar als auch Joerg das richtige Tempo gefunden haben, um ueber den Waschbrettbelag zu schweben. "Corrugation" heisst das hier. Ist man zu langsam, schuettelt es einen gehoerig durch. Faehrt man zu schnell, wird's riskant. In die Arme geht's auf jeden Fall !!!







Als wir in "Lajamanu" eintreffen ist gerade Mittagszeit. Bis der Tankwart vom Lunch zurueck ist, haben wir also Zeit das Treiben im Ort zu beobachten.





Aus den heruntergekommenen, ungepflegten Haeusern droehnt laute Musik, Muell liegt achtlos am Boden verstreut und im Imbiss geben sich die Ureinwohner die Klinke in die Hand. Sie kaufen Mittagessen ein. In der praktischen Styropor-Warmhaltebox. Dazu einen Softdrink und eine Tuete Chips. Im Laden weisen Plakate auf gesunde Ernaehrung hin.

"Lajamanu" ist eine, der vom Staat unterstuetzten Aboriginal Communities. Die Haeuser werden gestellt, zur Volljaehrigkeit gibt's ein Auto von der Regierung, nicht zu vergessen die ansehnliche Sozialhilfe. Warum also arbeiten? Wozu selbst kochen? Wozu die Kinder zur Schule schicken?

Der Laden, die Tankstelle, der Flugplatz und der Imbiss werden von Weissen betrieben. Ohne Zuschuesse. Das ist das Dilemma des Landes. Menschen wurden verpflanzt, ihrer traditionellen Lebensweise beraubt. Mit allerlei sozialen Programmen versucht sich die Regierung von heute von den Fehlern der Regierung von damals freizukaufen. Heutige Steuerzahler buessen fuer die ruchlose Anektierung des Kontinentes durch die Vorfahren. Als Weisser spricht man nur hinter vorgehaltener Hand ueber die Problematik, denn schnell ist man als Rassist verschrien. Jede Menge Sprengstoff.



Von der Regierung finanzierter und errichteter Solarpark zur Energieversorgung von "Lajamanu".



Jim ist so freundlich, uns telefonisch im "Rabbit Flat"-Roadhouse anzumelden und von Stuart bekommen wir "echtes" Benzin geschenkt.



Von ihnen erfahren wir auch, dass man seit Beginn des Jahres keine Genehmigung fuer einen Aufenthalt mehr benoetigt. Dennoch muesste der Richtigkeit halber der "Gemeinderat" befragt werden. Wir wollen keine Umstaende machen und fahren weiter.



Hinter dem Ort wird die Strasse deutlich schlechter. Lange Abschnitte mit tiefem Sand. Joerg hat alle Haende voll zu tun, uns im Gleichgewicht zu halten und einmal kippen wir sogar um. Mit 20 km/h tasten wir uns Kilometer um Kilometer voran.



Die Gegend ist herrlich einsam, aber das Fahren macht keinen rechten Spaß. Joerg rackert sich ab, um das Hinterrad unter Kontrolle zu behalten, Annette soll sich am besten nicht bewegen und Elmar muss seine langen Hax'n zu Hilfe nehmen.





Alt ...



... und jung



Buschtomaten



Spuren im Sand



Nach 60 km haben wir den von Stuart empfohlenen Lagerplatz erreicht und schlagen erschoepft das Lager auf.



Nicht nur wir, sondern auch die "Dicke" ist erschöpft und laesst Federn. Aber der Joergi kümmert sich liebevoll um die "alte Dame".





Nach dem Essen ueberlegen wir lange hin und her. Sollen wir die noch verbleibenden 200 km wirklich angehen oder lieber umkehren? Haetten wir ueberhaupt genug Wasser fuer zwei weitere Tage und Naechte? Schliesslich beschliessen wir vernuenftig zu sein. Sicherheit geht vor. Als Trostpflaster erleben wir einen wunderschoenen Sternenhimmel.







Zurueck in "Lajamanu" bitten wir Jim uns in "Rabbit Flat" wieder abzumelden, damit Bruce keinen Suchtrupp losschickt.

Dann fahren wir noch bis "Top Springs" zurück und uebernachten auf dem Campingplatz hinter dem Roadhouse: warme Dusche, lecker Essen und Mirjam erzaehlt von ihren 6 Jahren "on the road".

Besetzt!



Am Morgen will die "Dicke" nicht anspringen. Irgendwas mit dem Anlasser. Na dann eben schieben. Wir nehmen den "Buchanan Hwy" ...



... und stoßen bei "Dunmarra" wieder auf den "Stuart Hwy".



Aber bitte nicht so voreilig. Die knapp 200 Kilometern des "Buchanan Highway" haben es in sich!









In Darwin waren die Mopeds noch sauber ...



Tiger Snake! Absolut tödlich!



Sicherlich kein frequentierter Verkehrsknotenpunkt





Bei einem Pinkelstopp muessen wir feststellen, dass bei Joerg der rechte Koffertraeger erneut gebrochen ist, und den Bruch mit den zur Vefuegung stehenden Mitteln schienen.









Nun gibt es also schon zwei Gruende, eine Werkstatt aufzusuchen! Aber bis "Alice Springs" ist es noch weit!

Zurück auf dem asphaltierten "Stuart Highway", erreichen wir kurz darauf das Roadhouse "Three Ways". Hier trifft der "Barkly Highway", vom oestlich gelegenen "Queensland" kommend, auf den "Stuart Highway".



Pech für den, der hinten fährt! In Indien waren es Abgase, in Australien ist es "nur" Staub.



Standortbestimmung



Mahlzeit!



"Three Ways" ist bekannt für die hier parkenden "Zuege der Strasse".
50 Meter lang, bis zu 3 Anhänger, mehrere Kilometer Bremsweg, 1 Liter pro Kilometer Verbrauch bei Reisegeschwindigkeit, 2.000 Liter Benzin im Tank, 500 Rinder oder 2.000 Schafe Ladung, ... die Superlative eifern um die Wette.















Auf dem Weg nach "Alice", kommen wir an den "Devil's Marbles" vorbei. Wissenschaftlern zufolge sind die runden Felsen Lavagestein, das ueber die Jahrtausende erodierte.















Mal uebernachten wir abseits der Strasse und waermen uns am Feuer, mal steuern wir ein Roadhouse an und genießen einen Abend in der warmen Gaststube. Das ist immer interessant, schließlich fungieren sie als "Dorfwirt" fuer einen Umkreis von bis zu 200 km!





In "Ti Tree" bekommen wir unerwartet Hilfe von Zeltnachbar Jim, einem pensionierten BMW-Mechaniker. Er untersucht die "Dicke" und empfiehlt uns, den Anlasser mit einem einfachen Schalter zu ueberbruecken.





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